Dieses Fechtschwert soll eine neue Scheide bekommen. Die Klinge ist leicht abgestumpft, die Griffwicklung besteht aus einer (Sisal?-)kordel, sie soll durch eine Lederwicklung ersetzt werden. Das Bild zeigt das Wappen des Trägers, das (ohne die Helmzier) sich auf der Scheide wiederfinden soll.

Dieses Schwert braucht eine neue Scheide
Die Scheide wird mit Ziegenfell ausgeschlagen, dazu wird ein passend zugeschnittenes Stück Fell (Fellstrich zeigt nach innen) passend auf die Klinge genäht.

Ziegenfell für das Futter
Links sieht man die Klinge in dem Fellfutter stecken, das Futter passt so ganz genau und es können keine Falten entstehen. Die Klinge lässt sich mit wenig Kraft ziehen, rutscht aber wegen des Fellstriches nicht einfach so hinaus.
Rechts daneben sieht man die passend rund geformten Scheidenhälften, im Hintergrund einen Leinenstreifen, der die Scheidenhälften zusammenhalten soll.

links das Futter, rechts die beiden Kernhälften
Das Futter wird mit Knochenleim in die Kernhälften eingeklebt, und der Kern, der dadurch wieder etwas Feuchtigkeit zieht, mit einem gespannten Faden passend zusammengehalten. So passt sich die Rundung des Kerns exakt der der Klinge an.

fertig geklebter Kern, muss trocknen
Danach wird der Kern mit dem in Knochenleim getränkten Leinenstreifen fest umwickelt. Die verschiedenen Schichten zusammen ergeben eine elastische Stabilität.

Mit Leinen umwickelter Scheidenkern
Für die besonderen Details, die die Scheide bekommen soll, wird sie zunächst mit einem dünnen Ziegenleder bezogen. Dabei zeigt die Narbe nach innen.
Hierauf werden schmale Streifen aus einem dicken und weichem Ziegenleder aufgeklebt, auch hier mit Knochenleim.

Ziegenlederbezug mit Lederstreifen
Bis auf den Scheidenmund wird der Überstand des Bezugs nicht angeschnitten, sonden zurückgeklappt, das sorgt dafür, dass weniger ‘Wulst’ auf der Naht aufträgt. Aus dem gleichen Grund werden die schmalen Lederstreifen an den Enden angeschrägt.

Rückseite Ziegenlederbezug
Der eigentliche Außenbezug wurde nach einigen Versuchen aus einem Rinderhals-Blankleder angefertigt. Normalerweise nicht das Leder der Wahl für einen Bezug, weil recht steif, aber die gute Formbarkeit und Punzierbarkeit gab den Ausschlag.

Außenbezug aus Blankleder Rinderhals
Hier sieht man, warum Blankleder nur bedingt für einen Bezug geeignet ist: Die Steifigkeit des Leders macht es schwierig, den Ort der Scheide genau nachzuformen. Beim Trocknen wird sich das Leder aber noch etwas glätten, und mit etwas Glück verschwinden alle Unansehnlichkeiten unter dem Ortband.

Ort mit Blankleder bezogen
Hier sieht man den fertigen Scheidenmund: Jetzt sieht man auch, warum das Ziegenleder mit der Narbe zur Scheide zeigen muss. So ist am ‘Flap’ am Scheidenmund auf beiden Seiten die wasser- und schmutzabweisende Narbenseite des Leders außen.

Scheidenmund mit Ziege innen, Rinderhals-Blankleder außen
Solange das Leder noch feucht ist, müssen die Feinheiten ausgearbeitet werden. Beim Trocknen zieht sich das Leder etwas zusammen und die Lederstreifen zwischen den beiden Bezügen treten als Erhebungen zutage. Das Leder muss aber noch geglättet werden und die Kanten der Erhebungen möglichst scharf hervorgehoben.

Ausstreichen des Leders. Hervorheben der Erhebungen
Solange das Leder noch feucht ist, müssen auch die Punzierungen eingebracht werden: Hier ist es eine lange schnale Punzierung auf der Vorderseite des Hauptkörpers der Scheide.

Eindrücken der Punzierungen
Das Wappen des Trägers soll sich am Scheidenmund wiederfinden:

Wappen des Trägers, Motiv für Scheidenmund
Zuerst wird das Motiv übertragen: Ich ritze es mit einer stumpfen Ahle vorsichtig durch ein Trägerpapier durch.

Motiv auf Scheidenmund übertragen
Dann werden die Linien mit einem Skalpell sehr, sehr flach eingeschnitten, gerade so, dass die Narbe ein wenig aufklappt, und dann mit einem Stäbchen eingedrückt.

Motiv eingeschnitten und -gedrückt
Weil das eingedrückte Motiv aus weiterer Entfernung sich leider verliert, arbeite ich es mit Hell-Dunkel-Effekte heraus. Dafür nehme ich eine Eisensulfatlösung.

Eisensulfatlösung
Mit der wässrigen Lösung bestreiche ich das Motiv und lasse es in die eingedrückten Rillen laufen, hierbei muss ich sehr sehr vorsichtig arbeiten, weil die Farbe, wenn sie sich einmal entwickelt hat, nicht mehr zu entfernen ist. Auch die Kapillarwirklung das Leder darf nicht unterschätzt werden. Wenn genug Flüssigkeit da ist, ‘zieht’ das Leder daran, und es färben sich Flächen um, die das gar nicht sollen. Deshalb arbeite ich mit einem schmalen Pinsel und trage die Flüssigkeit nur sehr dünn auf. Nacharbeiten geht immer, Wegnehmen nie.

Ausarbeitung des Motivs mit Eisensulfat
Hier sieht man das fertig ausgearbeitete Motiv, mit den sich entwickelnden Farben. Die Farbe trägt sehr viel zur Flächigkeit des Motivs bei, so löst es sich auch bei weiterem Abstand nicht in zusammenhangslose Linien auf.

Das Eisensulfat entwickelt sich und färbt das Leder schwarz
Das Leder für die Aufhängung soll dunkelbraun sein, deshalb färbe ich es mehrere Tage in einem Walnuss-Sud. So sieht das Leder aus, wenn die Farbe sich entwickelt hat, vorher war es hell.

mit Walnuss gefärbte Lederstreifen
Alle Lederstreifen werden geglättet, die Kanten werden entgratet und in kurzem Abstand zum Rand Linien eingedrückt.

Lederstreifen wird entgratet und mit Punzierungen verziert
Das Besondere an dieser Aufhängung ist, dass das Leder nur geknotet und geschlungen wird, nirgends wird genäht oder genietet.

Die Schwertaufhängung wird nur mit sich selbst verknotet
Auch die Schnallen werden so befestigt: Das Leder wird durch sich selbst zurückgeführt und hält durch seine eigene Reibung.

Für Verbindungen wird das Leder durch sich selbst zurückgeführt
Schließlich wird noch die Griffwicklung aus dem gleichen Leder ersetzt, so, dass farblich alles zusammenpasst. Für mehr Plastizität wird auch hier der Lederstreifen zuerst entgratet.

Griffwicklung
Und so sieht die fertige Scheide dann aus: Alle Beschläge und Schnallen sind von Christian Frey von der Fibelschmiede .

Die fertige Scheide mit allen Beschlägen und auspoliert
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